Rezension "Wir von der anderen Seite" von Anika Decker


Rahel ist Drehbuchautorin und als sie aus dem Koma erwacht, versteht sie die Welt nicht mehr. Sie kann sich nicht daran erinnern, warum sie auf der Intensivstation ist oder warum sie im Koma lag … nur eins ist klar: sie muss sich zurück ins Leben kämpfen.

Das Buch ist aus der Sicht der Hauptfigur Rahel Wald geschrieben, und gemeinsam mit ihr erfährt man wie es zu ihrem Krankengeschichte und der Tatsache, dass sie im Koma lag, gekommen ist. Im Verlauf der Geschichte kämpft sich Rahel durch den Krankenhausaufenthalt, die Reha und wieder zurück zu Hause ins Leben. Hierbei nimmt man als Leser teil an den komischen und manchmal auch traurigen, sowie den Mut machenden Veränderungen, die ihre Krankheitsgeschichte bei Rahel auslösen. Sie muss sich mit körperlichen Veränderungen, die Angst im Beruf den Anschluss zu verlieren, Einsamkeit und Frust auseinandersetzen.
Mir hat sehr gut gefallen, dass die ganze Bandbreite an Dingen, mit denen man sich im Fall einer schweren Erkrankung (Papierkram, Personalmangel im Krankenhaus, Abläufe in der Reha, körperliche und emotionale Auswirkungen), auseindersetzen muss, eine Rolle gespielt haben, denn dadurch war die Geschichte sehr authentisch.
Eine große Rolle auf Rahels Weg zur Genesung spielt auch die Unterstützung durch ihre Eltern und ihren Bruder. Nur ihr Freund Olli ist nicht so für die da, wie man es sich von einem liebenden Partner vorstellt. Mit den Erinnerungen, die Rahel zu der Zeit vor und zum Beginn ihrer Krankheit wiederfindet, lernt man sie und ihr Leben vor der Krankheit besser kennen. Außerdem findet man gemeinsam mit ihr heraus, dass ihre Beziehung zu ihrem Freund Olli wohl doch nicht so rosarot war und weshalb er sich so merkwürdig verhält.
Dabei ist die Erzählweise so humorvoll und selbstironisch, dass ich trotz dieses schweren Themas, immer wieder loslachen musste. Ich fand Rahel dadurch sehr sympathisch und habe mit ihr gelitten, gehofft und wieder Mut gefasst. Im Laufe der Geschichte hatte ich das Gefühl Rahel wie eine gute Freundin zu begleiten. Auch die anderen Figuren sind sehr realistisch und sympathisch beschrieben.
Dieser zum Teil ziemlich böse Humor tut der Ernsthaftigkeit der Handlung jedoch überhaupt keinen Abbruch, im Gegenteil, die eigentlich sehr traurige Geschichte Rahels lässt sich so deutlich besser aushalten.
Aufgrund all der Widrigkeiten die Rahel durchlebt hat, verändert sie sich und ihr Blick aufs Leben und die Dinge die ihr wichtig sind. Sie erkennt was wirklich im Leben zählt, und so wird man als Leser dazu angeregt sich selbst zu fragen was im Leben wirklich wichtig ist.

Das Cover des Buches gefällt mir ganz gut. Es nimmt mit der Abbildung des winkenden Eichhörnchens Bezug zum Klappentext und zum Inhalt des Buches.

"Wir von der anderen Seite" ist der erste Roman von Anika Decker. Besonders berührt hat mich die Tatsache, dass die Autorin hier ihre eigenen Erfahrungen in einem Roman verarbeitet hat. 
In dem Buch wurde ein eigentlich eher schweres Thema aufgegriffen, aber ich wurde als Leser trotzdem sehr gut unterhalten. Das Buch ließ sich unglaublich gut lesen. Es ist berührend, lässt den Leser lachen und macht Mut, dass man eine ganze Menge bewältigen kann. Es bringt den Leser aber auch auf den Boden der Tatsachen zurück, denn theoretisch kann jeden jederzeit ein unerwartetes Schicksal ereilen, und auch wenn nicht sollte man sich doch von Zeit zu Zeit die Frage stellen, ob man sich auf die Dinge konzentriert, auf die es im Leben ankommt.
Ich hätte nicht gedacht, dass ein Buch, in dem es um die Krankheitsgeschichte der Hauptperson geht, mich derart fesseln und begeistern kann,
Das Buch bekommt von mir 5  von 5 Sternen.

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