Rezension "Goldene Zeiten im Gepäck" von Adriana Popsecu



Karla ist eine junge Frau und arbeitet als Pflegehelferin in der Seniorenresidenz "Schattige Pinie". Elisabeth Kaiser war 1956 als erfolgreiche Schwimmerin bei den olympischen Spielen in Melbourne und ist jetzt Bewohnerin des Altenheims. Als sie Karla bei ihrem nicht ganz legalen Nebenerwerb auf die Schliche kommt, erpresst Elisabeth sie und zwingt Karla zu der, von Elisabeth so sehr gewünschten, Reise quer durch Europa...

Das Buch ist im Wechsel aus Karlas und Elisabeths Sicht geschrieben. Aus Karlas Sicht werden die Erlebnisse auf dem Roadtrip durch Europa erzählt und aus Elisabeths Sicht werden ihre Erlebnisse bei den Olympischen Spielen 1956 in Melbourne beschrieben, die der Grund für die Reise der beiden sind.
Dieser Wechsel zwischen den Perspektiven der beiden Hauptpersonen und den Zeiten baut die Geschichte immer weiter auf, und durch Elisabeths Erinnerungen wird nach und nach klar warum sie diese Reise machen muss.
Im Verlauf der Geschichte lernt man die beiden sehr unterschiedlichen Protagonisten näher kennen. Man erfährt, dass Karla jetzt zwar als Pflegehelferin im Altenheim arbeitet, dass das aber nicht wirklich ihr Plan war. Sie trägt alte Lasten aus der Vergangenheit mit sich herum, die sie aktuell nicht ganz glücklich sein lassen, aber sie hat erstmal aber keinen Plan und/oder Mut etwas dagegen zu tun. Über Elisabeth Kaiser erfährt man, dass sie als Schwimmerin bei den Olympischen Spielen gestartet ist und eine sehr aufregende und bedeutsame Zeit in Melbourne hatte, und dass auch ihr Leben nicht so verlaufen ist, wie sie einmal geplant hatte. Sie hat in Melbourne nicht nur sportliche großartige Dinge erlebt, sondern sich auch unsterblich in den jungen Schwimmer Florin verliebt.

Die Kapitel sind relativ kurz gehalten und der Schreibstil ist leicht und flüssig, so dass ich regelrecht durch das Buch geflogen bin.
Adriana Popescu hat die beiden Hauptfiguren wunderbar sympathisch und tiefgründig dargestellt, und dadurch, dass sie den Finger auch immer mal wieder auf die Schwächen der Hauptcharaktere legt, erscheinen sie auch sehr realistisch.
Karla ist herrlich witzig und am Anfang etwas schroff, aber man sieht trotzdem sofort auch ihre gute Seite, da ihr die ältere Leute aus dem Altenheim sehr am Herzen liegen. Elisabeth ist ganz anders als Karla. Sie ist anfangs sehr reserviert, aber je näher man sie kennenlernt um so sympathischer und warmherziger wird sie. 

Ich mochte sehr wie die Persönlichkeiten der Charaktere durch den unterschiedlich gewählten Sprachgebrauch dargestellt wurden, und wie sich die Geschichte immer weiter aufgebaut hat. Je mehr ich über die Beiden erfahren habe um so mehr habe ich sie ins Herz geschlossen. 
Die Liebes- und Lebensgeschichte von Elisabeth hat mich sehr berührt, denn bei diesem Roadtrip geht es für sie darum offene Kapitel ihres Lebens abzuschließen.
Mir hat dabei das Ende sehr gut gefallen, da es die Geschichte zu einem würdigen Abschluss gebracht hat ohne kitschig zu werden.

Im Laufe der Geschichte lernen sich Karla und Elisabeth gegenseitig, aber auch besonders sich selbst besser kennen und müssen sich mit sich, ihrem Leben, der Vergangenheit und den Erwartungen für die Zukunft auseinandersetzten. Diese Entwicklung wird auch durch Nebencharaktere im Buch, die die beiden unterschiedlich lange auf ihrer Reise begleiten, lebendig und nachvollziehbar deutlich gemacht, so dass es am Ende zwischen den beiden Frauen mehr Gemeinsamkeiten und Dinge, die sie verbinden, gibt, als ich zu Beginn des Buches für möglich gehalten hätte.

Mir hat auch sehr gut gefallen, dass Adriana Popescu einige wahre Begebenheiten der Olympischen Spiele 1956 in ihre Geschichte einfließen lassen hat, da die Geschichte dadurch noch authentischer ist.

Das Cover des Buches hat mir gut gefallen. Es passt sehr gut zur Geschichte, ohne zu verraten worum es bei dem Roadtrip geht.

"Goldene Zeiten im Gepäck" ist einer toller Roman über Freundschaft, neue Chancen und den Mut sie zu ergreifen. Die Geschichte geht ans Herz, und ist dabei mit viel Humor geschrieben. Es ist eine sehr kurzweilige Geschichte ohne oberflächlich zu sein.
Ich kann das Buch wirklich sehr empfehlen und deswegen bekommt es 5 von 5 Sternen.

"Das Leben, das ab jetzt auf mich wartet, ist ebenfalls nicht meines, aber das Herz, das unter den Jubelschreien der Anwesenden zerbricht, gehört ganz sicher mir." (Seite 493)

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