Rezension "Im Freibad" von Libby Page


Rosemary ist 86 Jahre alt und hat ihr ganzes Leben im Londoner Stadtteil Brixton verbracht. Dort schwimmt sie im Freibad seit über 60 Jahren ihre Bahnen. Das Freibad ist für sie nicht nur der Ort der sie schon ihr ganzes Leben lang begleitet hat, sondern sie verbindet es auch mit ihrem verstorbenen Mann George, denn dort hat er sie zum Beispiel gefragt, ob sie seine Frau werden möchte.
Doch das Freibad soll geschlossen werden, denn eine Immobilienfirma möchte es aufkaufen um es abzureißen und stattdessen exklusive Wohnungen mit eigenem Fitnesscenter und Tennisplatz zu bauen.
Die 26-jährige Kate ist Journalistin beim Brixton Chronicle, und soll über die Schließung des Freibades berichten. Rosemary möchte ihr jedoch erst ein Interview geben, wenn Kate sie ins Freibad begleitet. Es entsteht eine Freundschaft zwischen den beiden Frauen und gemeinsam mit Rosemarys Freunden und Bekannten setzen sie sich für den Erhalt des Freibades ein.

Das Buch ist überwiegend im Wechsel aus der Sicht von Rosemary und Kate geschrieben. In einzelnen Kapiteln kommen auch andere Personen zu Wort, aus deren die Sicht die Geschichte dann weitergeführt wird. Dieser Wechsel und die relativ kurzen Kapitel bringen die Handlung stetig voran, so dass ich das Buch gar nicht aus der Hand legen wollte. Dabei ist der Schreibstil sehr flüssig und hat eine angenehme bildhafte Sprache, die sich oft in lustigen Schilderungen ausdrückt.
Die Handlung spielt in der Gegenwart und man lernt im Verlauf der Geschichte die beiden Hauptpersonen Rosemary und Kate näher kennen. Über Kate erfährt man, dass sie sich nicht sehr wohl mit ihrem Leben fühlt. Sie fühlt sich alleine, hat Ängste und Panikattacken und möchte doch einfach nur das erfüllte Leben führen, dass sie sich für sich als junge Journalistin in London vorgestellt hat. Sie wird so authentisch, sympathisch und liebevoll beschrieben, das man sie einfach gern haben muss. 
Über Rosemary erfährt man sehr viel durch Rückblenden in ihre Vergangenheit, wodurch man das Gefühl bekommt sie richtig gut zu kennen und versteht warum sie so sehr am Freibad hängt. Außerdem wird klar, dass ihr die täglichen Schwimmrunden Halt geben, seit dem Tod ihres Mannes George. Auch Rosemary wird so liebevoll und ehrlich beschrieben, dass ich sie sofort ins Herz geschlossen habe.
Libby Page hat in ihrem Roman die beiden Hauptfiguren wunderbar tiefgründig dargestellt. Sie hat ihnen einen tollen Charakter, aber auch Schwächen, verliehen, weshalb sie nicht nur warmherzig und sympathisch, sondern auch sehr realistisch sind.  Mir hat die Entwicklung der Freundschaft von Kate und Rosemary, sowie Kates persönliche Entwicklung, sehr gut gefallen.
Auch die anderen Charaktere sind sehr interessant und realistisch dargestellt worden. Ich hatte das Gefühl, dass sie im Laufe der Handlung zu guten Bekannten wurden, und dass durch sie auch deutlich wird, was mit der Schließung des Freibades alles kaputt gehen würde.

Mit dem Thema der drohenden Schließung des Freibades hat Libby Page nicht nur einen sehr unterhaltsamen Roman geschrieben, sondern auch ein aktuelles Thema aufgegriffen. In nahezu jeder Stadt gibt es Einrichtungen, die geschlossen werden sollen, weil sie nicht rentabel genug sind. Für viele Menschen bedeuten solche Schließungen auf unterschiedliche Arten einen Verlust. Durch das Buch wird einem diese Tatsache bewusst gemacht, obwohl hier nicht der Zeigefinger gehoben wird und es sich trotzdem um einen wunderbaren, unterhaltsamen Roman handelt. Insofern hat mich dieses Buch auch ein ´wenig nachdenklich gestimmt, besonders als ich im Nachwort der Autorin gelesen habe, dass es für diese Geschichte ein reales Vorbild gibt.

Das Cover des Buches gefällt mir richtig gut. Ich finde es sehr ansprechend und es passt perfekt zur Geschichte. Mir gefällt auch sehr gut, dass sich die Covergestaltung auf den Innenseiten des Covers fortsetzt.

Im Freibad ist der erste Roman von Libby Page. Es ist ein wundervoller, leicht zu lesender Roman mit einer fesselnden Handlung. Das Buch ist berührend, humorvoll und man fühlt sich einfach wohl mit den Charakteren.
Es hat mir insgesamt sehr gut gefallen und es bekommt von mir 5 von 5 Sternen.


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