Rezension "Verschnitt" von Jennifer Hauff (Rezensionsexemplar)

 

Der Kinderchirurg Johannes Gelders ist führender Arzt auf dem Gebiet der geschlechtsangleichenden Operationen bei Kindern, und er ist überzeugt seinen kleinen Patienten ein besseres Leben zu ermöglichen. Liane, OP-Schwester in dem Krankenhaus, in dem Gelders arbeitet, will ihm jedoch mit allen Mitteln Einhalt gebieten, denn sie hat ein persönliches Interesse daran, dem Arzt das Handwerk zu legen, und dafür ist ihr jedes Mittel recht.

In den verschiedenen Kapiteln wird die Handlung jeweils aus der Sicht einer der Hauptpersonen (Dr. Gelders, Liane und später Lianes Bruder Lutz) fortgeführt. Der Schreibstil ist dabei sehr angenehm und flüssig, so dass sich das Buch toll lesen lässt. Da die Protagonisten abwechselnd zu Wort kommen, erfährt der Leser so immer ein bisschen mehr über sie und ihre Geschichten. Dabei werden am Anfang der Geschichte viele Andeutungen auf Geheimnisse und Erlebnisse in der Vergangenheit der Protagonisten gemacht um die Spannung zu erhöhen. Das mag vielleicht nicht jeder, aber ich mochte es und bei mir hat es auch definitiv funktioniert. Ich fand das Buch vom Anfang bis zum Ende spannend und konnte es kaum aus der Hand legen. Es war für mich auch nicht vorhersehbar, wie sich die einzelnen Handlungsstränge auflösen werden. Auch das Ende des Buches hat mir sehr gut gefallen, ich finde die Geschichte hat einen tollen und sehr passenden Abschluss gefunden.

Die Figuren im Buch wurden vielschichtig und sehr authentisch dargestellt, da sie alle, durch zum Beispiel ihre Vergangenheit, etwas angeknackst und unvollkommen waren. Ich konnte ihre inneren Konflikte und seelischen Schmerzen nachvollziehen und dadurch waren die Handlungen der einzelnen Protagonisten auch sehr schlüssig. Was mir auch sehr gut gefallen hat, ist, dass für die unterschiedlichen Charaktere, zum Teil eine sehr individuelle und auf die Person passende Sprache gebraucht wurde. Wenn zum Beispiele Lianes Bruder Lutz zu Wort gekommen ist, hat man das sofort an seiner Art zu Reden/Denken gemerkt.

Auch das Cover des Buches gefällt mir sehr gut. Es ist irgendwie beklemmend, weil man sofort assoziiert, dass Kindern etwas passiert, man bekommt gleich eine Ahnung auf was man sich da einlässt.

Das Thema Intersexualität und die Möglichkeit geschlechtsanpassender Operationen ist top aktuell, und ehrlich gesagt habe ich mich bis zu diesem Buch nicht sehr umfassend mit dem Thema beschäftigt. Mein Wissen erstreckte sich auf das was ich im Rahmen der aktuellen Gender-Diskussionen mitbekommen habe, und ich bin erschüttert welche Schicksale sich hier verbergen können.

Bevor ich das Buch zu lesen begonnen habe, hatte ich befürchtet, dass die Thematik geschlechtsangleichender Operationen bei Kindern, mich emotional stark herausfordern würde, aber das ist zum Glück nicht passiert. Das Thema wurde nicht brutal dargestellt und um Aufmerksamkeit heischend behandelt, sondern informativ und dabei eine beklemmende Atmosphäre schaffend, so dass ein toller Thriller und kein Horror-Buch entstanden ist.

Das Buch ist von der Thematik her sehr interessant und wirklich wichtig, es ist toll geschrieben und durch die gesamte Geschichte hindurch echt fesselnd. Ich hätte von einem Thriller nicht erwartet, dass er mich über dieses Thema informiert und mich dazu animiert mich weiter zu informieren. Es hat mir insgesamt sehr gut gefallen und bekommt von mir 5 von 5 Sternen.

Vielen Dank an Jennifer Hauff und den mainbook-Verlag für das Rezensionsexemplar.

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